Dr. Walter Osborn

Gruppentherapie

Stationär versus ambulant

Gruppentherapie muss als Überbegriff für ein variantenreiches Behandlungsangebot gesehen werden. Viele Patienten machen erste Erfahrungen mit der Gruppentherapie im Rahmen einer stationären Behandlung.
Die ambulante Gruppenarbeit weist demgegenüber deutliche Unterschiede auf. Ambulante Gruppen werden gezielt zusammengestellt und die Patienten verbleiben i.d.R. über eine längere Zeitdauer in einer Gruppe, so dass ein beständiger Wechsel der Gruppenmitglieder vermieden wird.

Vertraulichkeit

Grundlage jeglicher Gruppenarbeit ist die strikte Schweigepflicht aller Beteiligten gegenüber Dritten außerhalb der Gruppe. An einer Gruppe können jeweils nur Personen teilnehmen, die im Alltag nicht miteinander bekannt sind.

Verhaltenstherapeutisch ausgerichtete Gruppen

In der verhaltenstherapeutischen Gruppenarbeit spielt die Psychoedukation, d.h. die systematische Information der Teilnehmer z.B. über das Krankheitsbild, seine auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen und die notwendigen Veränderungsschritte eine tragende Rolle. Auf der Grundlage dieser einleitenden Informationen wird die Analyse des dysfunktionalen Verhaltens und die Erarbeitung neuer Verhaltensalternativen vorangetrieben. Die Gruppe wird als Ressource genutzt, an den Problemen der anderen durch Beobachtung zu lernen und z.B. in Rollenspielen neues Verhalten zu entwickeln und zu erproben. Die Rückspieglungen, das sog. Feedback der Gruppe und der Zusammenhalt der Teilnehmer stellen wichtige emotionale Hilfskräfte dar. Im Unterschied zu psychodynamischen Gruppen spielt die spontane Interaktion der Teilnehmer/Innen eine vergleichsweise geringe Rolle. Der Ablauf der Gruppe ist stark standardisiert, d.h. der Patient durchläuft ein festes Arbeitsprogramm.

Psychodynamisch ausgerichtete Gruppen

Psychodynamische Gruppen gründen auf der Förderung der spontanen Interaktion der Gruppenteilnehmer/ Innen. In dem spontanen Gespräch, das der Therapeut fördert und moderiert wird eine Erlebnisaktivierung im Hier und Jetzt angestrebt. Die Teilnehmer/Innen sollen die auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen ihrer Störung aus der unmittelbaren emotionalen Erfahrung unterstützt durch den Therapeuten erleben. Durch die wiederholte Erfahrung der Akzeptanz durch die Gruppe sollen Offenheit und Selbstenthüllungsbereitschaft vertieft werden, so dass im weiteren zunehmend ängstigende Themen sichtbar werden können. In diesem Prozess entdecken die Teilnehmer/Innen dass ihr individuell geglaubtes Leiden in allgemeinmenschlichen Problemen, Lernerfahrungen und Lösungsmustern wurzelt. Der daraus erwachsende Zusammenhalt und die Erfahrung der Gemeinschaft schaffen intensive Gegenkräfte zur Isolation in der Krankheit und stärken das Selbstwertgefühl. Indem sie spontan und offen miteinander arbeiten, bringen die Teilnehmer/Innen eigene unbewusste Rollenmuster in die Gruppe ein, die zentral mit ihrer Lebensgeschichte verbunden sind. Indem die Gruppe lernt, ihrer intuitiven Wahrnehmungsfähigkeit zu vertrauen, wird sie zu einem hoch wirksamen sozialen Spiegel, der dabei hilft, das Verhalten und Erleben differenzierter zu betrachten und tiefer zu ergründen. Die Einsicht in eigene und die Beobachtung fremder Konflikte und Bewältigungsstrategien eröffnet, assistiert durch den Therapeuten, den Blick für alternative Sicht- und Verarbeitungsweisen, die aus dem krankmachenden Prozess heraus führen. Neue Möglichkeiten können im geschützten Rahmen der Gruppe vielfältig erprobt werden.

wenn Sie sich ausführlicher über die Arbeitsweise einer psychodynamischen Gruppe informieren möchten, folgen Sie bitte diesem Link.