Dr. Walter Osborn

Verhaltenstherapie

Verhaltenstherapie ist ein heutzutage vielfach ambulant und stationär praktiziertes, gut wirksames Behandlungsverfahren, das sich geschichtlich auf dem Boden der sog. "empirischen Psychologie" entwickelt hat. Dies begründet ihre enge Verbindung zu den psychologischen Fachbereichen der Hochschulen. In dieser Tradition gründet das Selbstverständnis und das Menschenbild auf einer deutlich naturwissenschaftlich ausgerichteten Wissenschaftstradition. Dabei wird der Testung ihrer Behandlungsmethoden in groß angelegten medikamentenanalogen Studien eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Die Modelle und Denkweisen der historisch eher in der Medizin verwurzelten psychodynamischen Verfahren, die sich auf die intensive, verstehende Untersuchung von Einzelfällen und ihre Zusammenfassung gründen, werden skeptisch gesehen.

Während die psychodynamischen Verfahren intensiv das spontane Gespräch fördern, folgt die Verhaltenstherapie stärker einem programmatischen, in systematische Einzelschritte gegliederten Vorgehen. Ausführliche Erklärungen sog. "Psychoedukation" zu den auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen der Störung und den notwendigen Veränderungsschritten, leiten i.d.R. die Behandlung ein. Hausaufgaben mit dem Ziel, die Störung in ihren Bestandteilen genau zu erfassen und neue Verhaltensweisen einzuüben, spielen eine zentrale Rolle.

Erlebnisaktivierung und Klärung des Erlebens sind wichtige Bestandteile, spielen aber im Vergleich zu den psychodynamischen Verfahren eine spürbar geringere Rolle. Der Verhaltenstherapeut versucht, den Patienten intensiv zur Veränderung seines Problemverhaltens und seiner ungünstigen Denkweisen anzuregen. Neu-Lernen durch systematisches Training ist hierbei ein zentraler Leitgedanke. Dabei können auch Rollenspiele im weitesten Sinne zum Einsatz kommen.

Der zeitliche Rahmen wird in der Verhaltenstherapie in der Regel relativ flexibel gehandhabt. Zum Abschluss der Behandlung ist der Therapeut bestrebt, seine Unterstützung auch zeitlich zunehmend zurück zu nehmen, der Patient soll dadurch zur Selbstregulation angeregt, d.h. seiner eigener Therapeut werden.

Für weitere Informationen: www.psychologie.uni-bonn.de (->Abteilungen->Psychotherapeutische Hochschulambulanz->Verhaltenstherapie)